Seit Wochen diskutiere ich mit zahlreichen Bürgern in persönlichen Gesprächen sowie bei Facebook die angespannte Verkehrssituation für Pendler in der Grenzregion zu Luxemburg. Grund: Gleichzeitige Bauarbeiten an der Sauertalbrücke (A64) und auf der B49, die im Berufsverkehr zu Staus bei Luxemburg-Pendler führen. Frust und Wut entluden sich nicht nur in Online-Foren, sondern mündeten in der Petition „Stoppt das Pendlerchaos von Trier nach Luxemburg!“, die mittlerweile über 1.600 Unterstützer gefunden hat. Besondere Kritik erntete die Arbeit des Landesbetriebs Mobilität (LBM) – von „Ahnungslosigkeit“ bis „Schikane“ hagelte es allerhand Vorwürfe. Ich versprach, in einen Dialog mit den zuständigen Beamten im LBM zu treten.
Vor einigen Tagen erhielt ich eine umfassende Antwort vom Landesbetrieb Mobilität auf meine Fragen bezüglich der Baumaßnahmen und deren Planung. Hier sind die Details:
A64 Sauertalbrücke
Der Termin zur Durchführung der Baustelle zum jetzigen Zeitpunkt wurde mit dem LBM Trier und der Straßenbauverwaltung im Großherzogtum Luxemburg abgestimmt.
Ziel der Arbeiten ist die Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit. Anlässlich regelmäßiger Streckenkontrollen wurde festgestellt, dass sich die Decksschicht in einem Zustand befindet, welcher zeitnahes Handeln erfordert. Diese wird nun erneuert.
Flickarbeiten, wie sie nach der erfolgten Verschiebung der Baumaßnahme noch einmal sehr umfangreich vor dem letzten Winter durchgeführt wurden, reichen zwischenzeitlich nicht mehr aus.
Die Frage der Spuraufteilung sei sehr intensiv mit den geometrischen Möglichkeiten auf der Brücke diskutiert worden. Sowohl für die Verkehrsteilnehmer als auch für die Bauarbeiter müssen sehr strenge Standards bei den Sicherheitsvorgaben eingehalten werden.
In Deutschland werden alle Fernstraßenbrücken auf ihre Tragfähigkeit überprüft. Für die Sauertalbrücke wurden Defizite aufgezeigt, die in Zukunft noch eine Großsanierung notwendig machen, die mehrere Monate in Anspruch nehmen wird.
Hinzu gesellen sich derzeit Sicherheitsdefizite im Bereich der Absturzsicherungen am Brückenrand. Aufgrund letzterer wurden bereits zusätzliche Stahlleitwände an den Rändern aufgestellt. Diese können vor der angesprochenen Großsanierung nicht weggenommen werden, damit eine weitere Spur frei wird. Der Querschnitt der Brücke lässt in diesem Zustand keine drei Fahrstreifen auf einer Brückenhälfte zu, die vorgegebenen Mindestfahrspurbreiten können nicht unterschritten werden.
Alternativ nur auf einer Seite zu bauen, und nur dort einspurig zu fahren, sei ebenfalls abgewogen worden. Ergebnis: eine vollständige Bearbeitung beider Fahrspuren in einer zusammenhängenden Breite wäre nicht möglich, da die geforderten seitlichen Sicherheitsabstände zwischen Verkehr und Baufeld (Bauarbeitern) nicht eingehalten würden. Es bliebe somit ein „alter“ unbearbeiteter und schadhafter Reststreifen zwischen der rechten und der linken Fahrspur auf gesamter Brückenlänge zurück, der nicht erreichbar wäre. Das Problem sei, dass die Brücke einfach zu schmal für weitere Spuren ist.
Auch der gesamte übrige deutsche Streckenbereich bis Trier ist für die Aufrechterhaltung von vier Fahrspuren bei Bauarbeiten nur bedingt geeignet. Die bestehende Fahrbahngeometrie (Querschnittsbreite) erfordert bei Bauarbeiten oftmals die Wegnahme mindestens einer Fahrspur.
Die zeitlichen Vorgaben für den Bauablauf der Arbeiten an der Sauertalbrücke gestalten sich wie folgt:
- Einrichtung der 1+1 – Verkehrsführung für den Bau der Mittelstreifenüberfahrten vom 02. bis 05.05.2018.
- Bau der Mittelstreifenüberfahrten vom 07. bis 18.05.2018.
- Umbau der Verkehrsführung von 1+1 auf 2+0 für die Fahrbahnsanierungsarbeiten in Fahrtrichtung Luxemburg vom 18. bis 19.05.2018.
- Deckenerneuerung in der Fahrtrichtung Luxemburg vom 22.05. bis 08.06.2018.
- Umbau der 2+0 – Verkehrsführung auf die Gegenfahrbahn vom 09.06. bis 10.06.2018.
- Deckenerneuerung in Fahrtrichtung Trier vom 11.06. bis 29.06.2018.
- Rückbau 2+0 – Verkehrsführung vom 30.06. bis 07.07.2018.
B49 Zewen-Igel
Die Baumaßnahme B49 Zewen-Igel konnte im letzten Jahr leider nicht abgeschlossen werden. Über Winter, in dem nicht gebaut werden konnte, hat LBM zugunsten des täglichen Verkehrsflusses Betongleitwände aufgebaut, damit die Baustellenampel in dieser Zeit ausgestellt werden konnte. Die im Frühjahr notwendigen Restarbeiten führte der LBM in dem verkehrsärmeren Zeitfenster zwischen 9 und 16 Uhr mit Baustellenampel durch. Das war in Abwägung das deutlich geringere Übel, gerade für die täglichen Pendler. Im Übrigen betont der LBM, dass es regelmäßig Abstimmungsgespräche unter den jeweils betroffenen regionalen Dienststellen des LBM gibt.
In der 2. Jahreshälfte 2017 liefen im Zuständigkeitsbereich des LBM Trier drei Baumaßnahmen parallel, die jeweils getrennte Ausrichtungen nach Luxemburg hatten:
- B49: Abschnitt Zewen-Igel
- B419, L136: Kreisverkehrsplatz Temmels & Ortsdurchfahrt
- B51, Hochschule Trier-L44 (Bitburger): Sanierung der Hangbrücke (Teilweise Einbahnverkehr)
Getrennte Ausrichtung heißt, dass niemand nacheinander durch eine dieser Baustellen fahren musste, also jeweils nur einmal betroffen war. Eigentlich hatte das Autobahnamt Montabaur genau in dieser Phase (Herbst 2017) bereits vor, die reparaturbedürftige Sauertalbrücke zu sanieren. Der Auftrag war bereits vergeben. In enger Abstimmung wurde der Sanierungsbeginn aber ins Frühjahr 2018 verschoben, um die Hauptbautätigkeiten der parallelen Baumaßnahme ‚B49, Zewen-Igel‘ zunächst beendet zu haben. Hier werden derzeit lediglich noch Asphalt-Nahtarbeiten in den letzten Zügen ausgeführt. Eine Ampelregelung ist dort zwischen 9 und 16 Uhr eingerichtet. Auf die Einhaltung dieser Zeiten werde besonderes Augenmerk gelegt.
Auf der anderen Moselseite in Temmels hat der LBM aktuell – in Abstimmung mit dem Autobahnamt Montabaur – die Restarbeiten bis auf einen Zeitraum nach Sanierungsende der Sauertalbrücke verschoben.
Einschätzung des LBM
Natürlich laufe es durch die Stadt Trier in den Hauptverkehrszeiten auch nicht gerade flüssig. Hier zeigt sich aber auch die Notwendigkeit von Infrastruktur-Alternativen, z.B. des Projekts „B 51, Westumfahrung Trier“ (Moselaufstieg). Hier lohne sich für die Planungsphase die Unterstützung von allen Seiten. Denn Trier liegt in einer Kessellage.
Die real fehlenden Alternativen würden dazu führen, dass es keine „echten“ Verkehrs-Empfehlungen geben kann. Bauen ohne Verkehrsbeeinträchtigung gibt es leider auch nicht. Wegen der Fülle an notwendigen Sanierungen im Raum Trier gibt es kein optimales Zeitfenster für irgendeine Bautätigkeit. Dass die Luxemburger den Saueraufstieg zur Grenztankstelle an der Anschlussstelle Wasserbillig gesperrt haben, ist Zeichen dafür. Eine echte Alternative wäre diese Streckenführung aber auch nicht. Der LBM Trier hat sich für dieses Jahr entschlossen, in einem größeren Kreis um Trier herum keine neuen Baustellen einzurichten, die zusätzliche Verkehrsprobleme für die Luxemburg-Pendler bringen könnten.
Moselaufstieg
Der LBM sagt, dass für die B51 Westumfahrung Trier weiterhin die erforderlichen Planungen zur Überprüfung des Raumordnungsbeschlusses erarbeitet werden. Aktuell erfolge hierzu die Beauftragung der Kartierung der im Planungsgebiet vorhandenen Flora und Fauna. Diese Untersuchungen, die sich über eine volle Vegetationsperiode erstrecken (1 Jahr), werden in die parallel laufende Planung der Planfeststellungsunterlagen eingearbeitet. Als Grundlage für die Straßenplanung erfolge derzeit die Vorbereitung für die Beauftragung einer Verkehrsuntersuchung mit dem Prognosehorizont 2035.
Mein Fazit
Der Sanierungsstau auf unseren Straßen und Brücken ist von unserer Landesregierung zu verantworten. Würden Malu Dreyer und Co. nicht seit Jahren notwendige Verkehrsprojekte behindern, müssten unsere Autofahrer nicht gestresst in diversen Staus stehen. Zahlreiche parallel laufende Baustellen sind das Ergebnis einer kurzsichtigen und eklatant falschen Verkehrspolitik, die der LBM ausbaden muss. Die Inbetriebnahme des Moselaufstiegs erst im Jahr 2035 ist inakzeptabel. Um es auf den Punkt zu bringen: Für dieses Chaos können sich alle Berufspendler bei ihrer Ministerpräsidentin bedanken – Dreyer und Co. haben unsere Straßen verkommen lassen!
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